Vincent F.
Hausgeburt mit „Action“
Meine drei Kinder wurden 2010, 2012 und 2014 geboren. Ich habe alle dreimal im Krankenhaus Wr. Neustadt entbunden. Erst beim vierten Kind habe ich mich für eine Hausgeburt entschieden. Gründe dafür kann man auf meiner Homepagewww.mutterschafft.at im Blog finden.
Die Geburt
Ich hatte schon seit Montag immer wieder leichte Wehen, Senkwehen, nehme ich mal an, und mein Bauch hatte nur noch geschmerzt. Die Kinder waren schon einige Tage bei den Großeltern untergebracht, wie ich im vorigen Blogeintrag bereits berichtete. Dann in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag glaubte ich, es wäre etwas Fruchtwasser abgegangen, und ich verspürte einen Drang, groß aufs Klo zu gehen, was ich mich aber nicht traute. Lieber wollte ich Patricia, meine Hebamme, in der Nähe haben. So rief ich sie um 2.30 h an, und eine dreiviertel Stunde später war sie schon da. Nur leider keine Geburtswehen... Wir setzten uns im Wohnzimmer zum Tisch, mein Mann brachte Tee und sogar Kuchen. Ich dachte: "Na super, die halten da Kaffeekränzchen ab, während ich daneben die Wehen veratme... so stelle ich mir das wirklich nicht vor!" Außerdem war ich schrecklich müde, was ich dann auch äußerte. Patricia schlug vor, dass wir uns alle nochmal hinlegen - wir in unserem Bett, sie im Wohnzimmer auf der Couch. Mein Bauch schmerzte allerdings so arg, und sobald ich im Bett lag, waren die Wehen wieder komplett weg. Um halb 7 stand ich frustriert und den Tränen nahe auf und schickte die Hebamme wieder heim. Sie gab mir den Rat, vielleicht etwas Warmes aufzulegen. So ging ich mit Thermophor wieder ins Bett. Irgendwann gab es in meinem Bauch sowas wie eine kleine Explosion, die Bauchschmerzen wurden leichter. Ich dachte, das wäre im Darm gewesen, aber einige Zeit später merkte ich, dass die Fruchtblase geplatzt war! So rief ich um halb 8 wieder bei Patricia an, sie war schon fast wieder daheim in Mödling. Da noch immer keine besonders regelmäßige Wehen da waren vereinbarten wir, dass sie in der Nähe bleiben würde, damit ich noch Zeit für mich hätte. Sie ging also im Ort frühstücken, während ich im Bad an den Heizkörper gelehnt die ersten Wehen veratmete. Zweimal meldete sie sich per Telefon, und kurz vor elf kam sie nochmal vorbei. Als sie ihre Sachen dann wieder ins Wohnzimmer brachte, war das für mich wohl so erleichternd, dass die Geburtswehen auch wirklich einsetzten und ich schließlich am 11. Mai um 13.17 h im Wohnzimmer auf der Couch unseren Vincent zur Welt brachte!
Die Action
Vincents Lunge wollte sich nicht sofort entfalten, und er hatte auch die Nabelschnur einmal um den Hals gewickelt. Als er aus meinem Bauch kam, war er am ganzen Körper blau, was ich aber nicht sofort mitbekommen hatte. Die Herztöne waren währenddessen immer in Ordnung, und er war ja noch über die Nabelschnur versorgt. Die Hebamme massierte seinen Körper und beatmete ihn einige Male, was sie als "kleine Starthilfe" bezeichnete. Dann begann er zu röcheln und schließlich zu weinen, und sie legte ihn mir auf den Bauch. Als die Nabelschnur auspulsiert war, konnte sie Bernd abschneiden. Vincent atmete normal, war aber im Gesicht - an Stirn und Nase - immer noch blau. Vorsichtshalber solle lieber der Notarzt drauf schauen, meinte Patricia, und rief die Rettung an. Kurze Zeit später kamen drei Rettungsleute zur Tür rein, gleich darauf nochmal drei. Der Notarzt würde erst kommen, wurde uns gesagt, und das Gerät zur Lungensättung auch. Im Nachhinein erfuhren wir, dass es bei der Verständigung der Rettungsleute ein Missverständnis gab - nämlich, dass das Baby schon einen Tag alt und blau angelaufen wäre ... beinahe wäre der Hubschrauber gekommen! Was für eine Action!!! Danke trotzdem an alle Rettungsleute, die da im Einsatz waren!
Vincent bekam Sauerstoff, einfach übers Gesicht gehalten, was ihm nicht besonders gefiel - er stieß die Sauerstoffmaske immer wieder weg. Dann standen auf einmal nochmal 4 Leute mehr da, darunter die Notärztin, die meinem Baby das Messgerät auf den Fuß klebte. Sie stellte fest, dass die Lungensättigung bei etwa 95% lag und dass das voll in Ordnung wäre. Dennoch wollte sie kein Risiko eingehen und bestand darauf, dass wir mit ins Krankenhaus kommen. Mittlerweile war schon einige Zeit vergangen, und es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich - nachdem dann noch schnell die Plazenta abgegangen war - mit der Vakuumtrage aus dem Haus und dann ins Rettungsauto befördert war. Wir fuhren sehr langsam ins Spital, Vincent lag bei mir am Bauch und schlief die ganze Zeit. Diesmal rauschte ich mit der Rettung UND mit Baby in den Kreißsaal ein, mal was anderes! Die Kinderärztin nahm Vincent für etwa zehn Minuten mit und bestätigte dann, dass alles in bester Ordnung wäre und wir wieder heimfahren könnten. Erst im Kreißsaal hatten wir dann Zeit, uns für einen Namen zu entscheiden, ihn trinken zu lassen und zu wiegen und zu messen. Dann erst fuhren wir im eigenen Auto wieder heim. Meine Hebamme war natürlich ins Spital mitgekommen.
Naja, zugegeben - das Ende der Hausgeburt, den "Ausklang" sozusagen, hätte ich mir etwas anders vorgestellt. Aber ich bin froh, dass alles gut gegangen ist und bin auch froh über meine Entscheidung. Ich kann jeder Frau, bei der in der Schwangerschaft alles in Ordnung ist, zu einer Hausgeburt raten!
Empfehlung
Ich danke dir, liebe Patricia sehr, dass du jederzeit auf meine Bedürfnisse eingegangen bist und diese auch so gut erspürt hast. Du hast mir Zeit für mich gegeben, als ich noch allein sein wollte und warst da, als ich dich gebraucht habe. Während der Geburt warst du leise und "unauffällig" anwesend, hast mich mental unterstützt, als ich Durchhänger hatte, und warst voll da, als du vom Baby gebraucht wurdest. Dabei bist du so ruhig und gelassen geblieben, dass bei uns überhaupt keine Sorge oder gar Panik aufkommen konnte. Du hast die Sache mit dem Notarzt geregelt und auch im Krankenhaus nochmal die Geburt geschildert. Und die vorherigen Besuche sowie die Nachbetreuung in den folgenden Tagen bzw Wochen war auch sehr fein und hilfreich! Du konntest mir viele wertvolle Tipps bereits in der Schwangerschaft und danach geben, etwa was ich gegen den Milchstau machen könnte, der sich bald einstellte. Und ich schätze deine feine Persönlichkeit, dein Einfühlungsvermögen und deine offene, ganzheitliche Haltung.
Vielen Dank, liebe Patricia!