Sarah

Unsere Geburt
9 Monate lang mussten Dein Papa und ich auf Dich warten. Am Freitag, den 28. August 2015 ging es dann um 20.30 Uhr los.
Ich stand gerade in der Küche beim Ofen, als ich plötzlich einen heftigen, stechenden Schmerz im Unterleib verspürte. Dieser Schmerz war anders als die Wochen zuvor, in denen ich mehrmals am Tag ein „Ziehen“ in meinem Bauch spürte. Unsere erste Wehe!
So ging es dann im 4 – 5 Minutentakt weiter. Ich rief Opa Leo an, dass er Eros holen solle.
Dein Papa legte eine angenehme Musik CD in die Stereoanlage ein. Auf die Terrasse stellte ich zwei große orangene Kerzen in einem hohen Glasgefäß. Außerdem zündete ich zwei Teelichter in Blechherzen an, die am Marillenbaum hingen. Im Wohnzimmer leuchtete unsere Salzlampe in einem angenehmen Orangeton.
Als ich aufs WC ging, bemerkte ich, dass ich Blut in der Hose hatte. Aufgeregt rief ich unsere Hebamme Patricia Schmidmeier an. Sie beruhigte mich am Telefon und sagte, dass das ganz normal sei und dass sie gleich losfährt. Gemeinsam mit deinem Papa verbrachten wir die Zeit, bis Patricia bei uns war, im Wohnzimmer. Immer, wenn eine Wehe kam, konnte ich nicht mehr auf der Couch sitzen, sondern ging am Boden in die Hocke und hielt mich an der Couch fest. Papa blieb die ganze Zeit bei mir, redete mir beruhigend zu und streichelte mich.
Als unsere Hebamme bei uns ankam, machten wir es uns auf der Terrasse gemütlich. Patricia legte die blaue Turnmatte, eine rotgrüne Picknickdecke und ein altes weißes Leintuch auf den Holzboden. Unser buntes Tragetuch befestigte sie an einem stabilen Ast am Kirschbaum im Garten. Patricia wusste, ich möchte Dich unbedingt unterm Kirschbaum zur Welt bringen, da wir das öfters bei den Hebammenbesuchsterminen bei uns zu Hause besprochen hatten.
Am Himmel leuchteten viele helle Sterne und der Vollmond strahlte in seiner klaren, großen Pracht auf uns herab und schickte uns seine ganze Kraft!

Eros war mit dieser Situation – mit meinen Schmerzen während der Wehen – völlig überfordert. Er lief aufgeregt auf der Terrasse umher und zerstörte unser „Matten - und Deckenlager“. Dann sprang Eros unsere Hebamme Patricia an, obwohl er sie von den Hausbesuchen kannte. Dein Papa brachte Eros ins Haus, damit wir drei – Hebamme Patricia, dein Papa und ich – ungestört auf der Terrasse sein konnten. Leider kam Opa erst nach eineinhalb Stunden, da er sich in der Finsternis verfuhr. Normalerweise brauchte er nur 20 Minuten zu uns. Sein Navi hatte er leider zu Hause vergessen.

Die ersten Stunden der Geburt verbrachte ich auf der Terrrasse in Bankstellung am Boden. Bei jeder Wehe krallte ich mich vor Schmerzen im Leintuch und der Picknickdecke fest. Dein Papa hielt mich fest, streichelte mich und massierte meinen Rücken mit Weleda Calendula Öl. Die Wehen wurden immer heftiger. Papa drückte mit seiner flachen Hand auf meine Lendenwirbelsäule gegen meine Schmerzen. Hebamme Patricia begleitete uns mit ihrer ruhigen Art sehr angenehm durch die Wehen. In einer Wehenpause fragte sie mich, ob ich zum Kirschenbaum gehen wolle, doch ich verneinte. Mir war es auf der Terrasse in Bankstellung bequemer.

Patricia empfahl uns eine Stellung im Stehen, damit dein Kopf noch tiefer in mein Becken hineinrutschen konnte. Ich richtete mich also auf, stellte ein Bein auf der Holzliegefläche ab. Papa hielt mich unter den Achseln. Diese Stellung war für mich nicht angenehm. Nach kurzer Zeit ging ich wieder zur Matte zurück in Bankstellung. Papa holte den Peziball. Bei jeder Wehe drückte ich mit meiner Kraft gegen den Ball. Papa hielt ganz fest dagegen, damit der Ball nicht wegrollen konnte. In den Wehenpausen legte ich meinen Oberkörper auf den Peziball um mich etwas auszurasten. Ungefähr ab Mitternacht fragte ich Patricia in fast jeder Wehenpause, wann Du endlich zur Welt kommen würdest. Die Schmerzen waren so heftig, ich presste mit jeder Wehe ganz fest mit und trotzdem wolltest Du noch nicht aus mir herauskommen. Die Schmerzen im Beckenboden waren schon so stark, dass ich sie nun auch schon in jeder Wehen- pause spürte. Es füllte sich so an, als würde alles da unten zerreißen. Hebamme Patricia hielt eine in warmem Kaffee getränkte Stoffwindel auf meinen Damm, damit das Gewebe elastischer wurde. Ich hatte das Gefühl, dass Du mit der nächsten Wehe zur Welt kommen müsstest. Doch ich musste mich noch einige Zeit gedulden und die Schmerzen mit viel Pressen ertragen. Jede Wehe brachte mich näher ans Ziel unserer Geburt.

Endlich war es soweit! Patricia fing Dich mit ihren Armen auf und wickelte Dich in ein warmes, im Ofen vorgewärmtes orangenes Handtuch. Papa durchtrennte mutig die Nabelschnur. Anschließend legte Dich die Hebamme in Papas Arme. Danach legte sich Papa mit Dir ins Bett. Patricia und ich blieben noch auf der Terrasse, damit ich noch die Nachgeburt entbinden konnte. Doch leider hatte ich große Schmerzen und die Plazenta wollte auch nicht aus mir herauskommen. Also legte ich mich im Schlafzimmer ins Bett und presste. Nach 20 Minuten war dann endlich die Nachgeburt heraußen. Die Nachwehen waren so heftig, dass ich sogar zwei Tabletten, in Wasser aufgelöst, trank.

Jetzt endlich durftest Du Deine ersten Saugversuche an meiner Brust machen, die mich ziemlich schmerzten, da Du mit Deiner ganzen Kraft die Milch aus meiner Brust heraussaugtest.

Ich war überglücklich, Dich endlich in meinen Armen zu halten – SARAH – so süß, so klein, so zerbrechlich und sooo lange, kleine Zehen!! Ich war so froh, dass ich die gesamte Geburtsphase im Freien auf der Terrasse verbringen konnte. Die frische Luft und der Vollmond gaben mir viel Kraft, die Geburt durchzustehen.

Mit unserem gemeinsamen „JA“ haben wir es geschafft – Sarah, Mama und Papa! - Und unsere liebe Hebamme Patricia, die die ganze Zeit viel Geduld mit mir hatte. Danke Patricia!


Sarah, wir lieben Dich!