Lilith

Welcome Lilith!
Liliths - Weg auf die Welt

Dein Weg auf die Welt.
Geburtsbericht, Seite 1
Willkommen im Leben!
Schön, dass du endlich da bist. Wir freuen uns, dich kennen zu lernen und dich auf deinen Weg durchs Leben begleiten zu dürfen.
Wie alles begann, warum es dich gibt: Nach der Flüchtlingshilfe im Sommer 2015 hab ich begriffen, dass es mehr im Leben geben muss als bisher und das dieser Planet ein bisschen mehr Liebe braucht. Nachdem ich mit einem syrischen Flüchtlingsmädchen gespielt hat - war die Bitte an deinen Papa klar - lass uns ein Baby machen. Ist es ein Zufall, dass du fast einem Jahr nach diesem Ereignis auf die Welt kommst? Jedenfalls - ein Kind der Liebe und des Umbruchs - ja das bist du. Mensch gewordene Botin der Sehnsucht nach einer besseren Welt. Das soll dich jetzt nicht stressen, aber so wollen wir dich begleiten. Wir wissen als Eltern von so einem Geschenk müssen wir uns ordentlich anstrengen als gutes Beispiel voran zu gehen.
Du fragst dich vielleicht eines Tages warum wir dir diesen Namen gegeben haben. Eigentlich fing alles damit an, dass ich den Kosename Lilly so toll fand und direkt nach dem Schwangerschaftstest hab ich dem verdutzten Papa verkündet: wenn es ein Mädchen wird heisst sie Lilly. Je größer du in meinem Bauch wurdest um so mehr hab ich begriffen, dass ich dir aber auch gern einen „grossen“ Namen geben möchte. Solltest du vielleicht mal Chefin in der Stahlindustrie oder so werden wollen, könnte es von Vorteil sein und war schnell der Name Lilith gefunden. Die Paula und die Margaret sind die Namen deiner Omas. Solltest du Lilith nicht mögen kannst du diesen Namen vorziehen und sie erinnern dich immer daran wo du her kommst.
Nun zur Bedeutung und das ist auch was wir uns für dich und dein Leben, den Planeten und die Menschen darauf wünschen. Manche Menschen sagen vielleicht, dass dieser Name in der Mythologie nichts Gutes bedeutet - aber wir haben ihn bewusst aus diesen Gründen gewählt.
Herkunft deines Namens
Der Name Lilith leitet sich aus dem semitischen Wort „Laila“ ab, was soviel heißt wie Nacht. In dieser buchstäblichen Sicht steht sie für dunkle Träume, Unruhe und Unsicherheit und ist verantwortlich für die Ambivalenz der Seele.
Ab dem 9. Jhd. n. Chr. wird Lilith zur Adams erster Frau erhoben. Lilith ist nun die Gegenheldin zur biblischen Eva, die der patriarchalen Tradition zugeordnet wird. Während Eva für die brave, mütterliche Frau steht, die dem Manne gerne dient – ist Lilith die starke, ihrer Macht und Kraft bewusste Frau, voller Sinnlichkeit und Leidenschaft, mit LavaGlut und Feuer, geführt von der weisen Intelligenz des Herzens; inspirierend,
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Geburtsbericht, Seite 2
nährend, das Neue gebärend. Bereit, ihre Grenzen stets zu dehnen und doch tief verwurzelt mit dem elementaren, zyklischen Verständnis des „Stirb und Werde“ der Natur. In diese Rhythmik ist ein essentieller Friede eingewoben, der die grundsätzliche Gleichwertigkeit allen Lebens umhüllt.

LILITH – die semantische Bedeutung für mich
So viele haben genug von diesem permanenten Kampf, von diesem unermüdlichen Rennen und wenden sich ihrer inneren Lilith zu, in deren Licht sich ein innerer Himmel öffnet. Ein Lauschen auf die Quelle der Inspiration in uns, die uns deutliche Handlungsimpulse sendet. In dieser Hinwendung finden wir den inneren Fluss, der uns nach und nach in Einklang mit unserem Wesen bringt, mit unserer Seele – mit dem größeren Licht. Und damit auch mit LavaGlut und Feuer. Lilith ist nie linear – nie kontrollierbar. Lilith ist der Schrecken des Verstandes und der Tanz des erwachten Herzens, das nach einer höheren Ordnung ruft.
Das Wort Kosmos bedeutet Ordnung. Diese kosmische Ordnung zeigt sich in einer Qualität, genauer gesagt in essentiellen Qualitäten wie Friede, Liebe, Freude, Stille, Dankbarkeit.
Schön oder?
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Geburtsbericht, Seite 3
Deine Geburt
Wir wollten dich zuhause auf die Welt bringen. Es ist damals üblich gewesen ins Krankenhaus für eine Geburt zu gehen. Nachdem die Schwangerschaft aber so unkompliziert und die erste Geburt deiner Schwester Emma auch reibungslos funktioniert hat - haben wir beschlossen dich an einem Ort auf die Welt zubringen, der dich von Anfang an mit Liebe und warmen Licht willkommen heissen soll. Deine Hebamme Patricia Schmidmeier war schnell gefunden und mir sofort sympathisch.
Gegen Ende der Schwangerschaft wurde Mama ganz ungeduldig - und wenn sie was von dir lernen kann - dann ist es Geduld und Gelassenheit. Das sollte sich
auch in den ersten Wochen mit dir im Arm bestätigen.
Dann ging es los. In der Nacht vom 08.09.2016 hat deine Geburt begonnen um ca. 2:00 morgens bin ich aufgestanden. Alle 20min verspürte einen Druck nach unten und blutiger Schleim ging ab. Ich war erfreut! Jede Wehe hab ich gefeiert - Still und heimlich. Emma und dein Papa haben noch geschlafen. Die Hebamme und die beste Doula von allen, meine wunderbare Freundin Michi wurden
vorgewarnt.
Ich hab alles bereit gemacht. Kerzen angezündet, alles gemütlich hergerichtet und die Wehenabstände gefeiert. Die Wehen kamen alle 15-20 Minuten und mit jeder Wehe hab ich gehofft, dass es heute wirklich los geht und es kein Fehlalarm ist. Der abgehende blutige Schleim hat mich aber sehr sicher gemacht, dass heute der Tag deiner Ankunft ist. Patricia hat gemeint, ein sicheres Zeichen für die Geburt. Recht hatte sie. Da mir das Mitschreiben der Abstände auf den Nerven ging, hab ich beschlossen, ein Bild zu malen - um den Geburtsverlauf auch ein
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bisschen mit zu dokumentieren. Als Geburtskerze gab es einen Elefanten, der mich an den Liedertext Elefant, für dich - „wir sind Helden“ erinnern sollte. Dass ich Kräfte habe - die ich freisetzten kann um dich ins Leben zu bringen. Die Kerze hat die ganze Geburt über im Badezimmer gebrannt, meiner Gebärhöhle, wo ich dich eigentlich bekommen wollte.
Geburtsbericht, Seite 4
Ich werde riesengroß für dich Ein Elefant für dich
Ich trag dich meilenweiter Über's Land
- Und ich
Trag dich so weit wie ich kann Ich trag dich so weit wie ich kann Und am Ende des Wegs, wenn ich muss trage ich dich - Trag ich dich über den Fluss
* Lieder text Wir sind Helden, ein Elefant für Dich
3:37 08.09.2016
Einen Gedanken halt ich fest: der Name Lilith „die Nächtliche“ passt gut zu dir. Obwohl es dunkel ist habe ich keine Angst. Nur Vertrauen und Freude. Ich vertraue, den 1000enden Frauen die vor mir Kinder bekommen haben. Muss an meine Oma und Mama immer wieder denken. Ein wenig abergläubisch, bitte ich die weiblichen Ahnen, deine Geburt mit Seegen zu begleiten.
Ich geniesse die Stille im Haus und freue mich
riesig , dass ich heute vermutlich noch mein Baby im Arm habe. Angst hab ich zu keinem Zeit der Geburt gehabt. Da war Freude, Zuversicht, Vertrauen und „the rock“ - über den ich dir später erzähle.
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Geburtsbericht, Seite 5
04:45 08.09.2016
Liliths - Weg auf die Welt
Erst jetzt wecke ich deinen Papa und teile mein freudiges, nächtliches Geheimnis: Du kommst auf die Welt. Bald. Deine Geburt hat begonnen. Er ist genau so aufgeregt wie ich - wir trinken Kaffee und machen Feuer im Kamin. Die Sonne geht auf. Erst 24 Stunden später konnten wir dich endlich im Arm halten.

08:00 - 08.09.2016
Patricia, die Hebamme, schaut bei uns vorbei. Deine Herztöne sind gut. Dein Köpfchen ist geburtsbereit im Becken - allerdings noch nicht fixiert. Das sollte sich so schnell auch leider nicht ändern. Die Wehen sind nur noch schwach da. Patricia meint, dass ist häufig so - dass es in der Nacht mit den Wehen losgeht und mit Tageseinbruch wieder abnimmt. Sie schätzt, dass die Wehen gegen Abend wieder stärker werden. Auch hier sollte sie recht behalten. Zwischendurch verliere ich immer wieder Schleim mit Blut. Sie fragt mich ob ich wissen will, wie weit der Muttermund schon offen ist - ich sage, Nein - macht keinen Unterschied - ich will den Tag deiner Geburt geniessen. Nicht wissen, was Sache ist.Ich spüre meinen Körper und weiss ich hab noch Zeit. Das Wissen würde mich vielleicht unnötig stressen.
Nachdem ich weiss, dass alles mit dir ok ist - leg ich mich nochmals nieder und schlafe eine Stunde. Die Wehen lassen einstweilen wieder nach.
10:23 08.09.2016
Die beste Doula der Welt, eigentlich meine beste Freundin, kommt aus Klagenfurt angedüst. Wie oft haben wir uns davor den Tag der Geburt ausgemalt. Es war eigentlich einmal ein Scherz, dass sie bei der Geburt dabei ist - doch je mehr und öfter wir darüber gesprochen haben - umso klarer war es. Frauen brauchen Frauen bei der Geburt. Die Hühnersuppe kochen und Plazenta wegräumen - das war die witzige Grundidee und die Michi war schon die ganze Schwangerschaft immer ganz nah bei mir. Ich freu mich riesig, dass es keine schnelle Geburt ist - sie hat es geschafft. Rechtzeitig ist sie hier an meiner Seite. Und sie hat eine tolle Leuchtbox mit gebracht. Die beste Doula der Welt. Ich bin so froh, dass sie da ist. Sie ist wertvoll - in ihrem hier einfach hier sein. Jede Frau - sollte eine
Geburtsbericht, Seite 6
geburtserfahrene Frau bei sich haben. Das würde ich jeder Frau empfehlen. Nicht dass Männer hier kein Support wären - ich hab Papa auch sehr gerne dabei gehabt - aber Männer haben auch ihre Themen bei der Geburt - da ist
ermuntert, bewundert, motiviert. Danke!
eine nützliche, pragmatische Frau & Freundin super wichtig. Sie hat mir regelmässig Saft gebracht, mich
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Die Wehen sind grad irgendwie fast nicht mehr da, zumindest sehr
schwach. Wir frühstücken gemeinsam und geniessen den Morgen. Ab
und an verarmte ich eine kleine Wehe. Aber nicht weiter tragisch. Ich
bin verwundert, die Wehen sind ganz anders als bei meiner grossen
Tochter. Irgendwie scheint sich der Muttermund anders zu öffnen.
Langsamer. Ich vertraue dir da - du hast dein Tempo. Mein Körper und
Du - ihr wisst was ihr tut. Ich denke: „ Du wirst ein chilliges Kind - so langsam wie die Geburtsparty hier beginnt“
Rückwirkend weiss ich, dass dein Köpfchen den Weg ins Becken nich so recht gefunden hat - somit ist vermutlich der Druck am Muttermund anders ausgefallen.
Wir essen eine Kleinigkeit, scherzen herum - wir eröffnen das Buch der blöden Gebärsprüche und dann leg ich mich mit deinem Papa ein bisschen nieder. Die Wehenpause nutzen um Kraft zu sammeln.

Geburtsbericht, Seite 7
14:00 08.09.2016
Nachdem Schlafen, beschliessen wir zu sehen ob vielleicht ein heisses Bad - deine Geburt beschleunigt. Ich leg mich in die Badewanne, bestelle beim Papa ein glas Prosecco zur Entspannung. In der Wanne sind die Wehen noch da - aber sehr leicht. Das frustriert mich ein wenig. Wir haben aber viel Spass nebenbei.
Nach dem Bad, beschliessen wir: Stop Chilling Lilly - jetzt muss aber was weiter gehen. Lass uns spazieren gehen.
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Geburtsbericht, Seite 8
17:00 08-09-16
Wir gehen über die Weinfelder zum Supermarkt. Es ist ein wunderbarer Spätsommertag und die Spinnweben an den Büschen kennzeichnen den Altweibersommer. Als ein Schmetterling vorbei fliegt, bücke ich mich um ein Foto zu machen - ich komm kaum mehr aus der Hocke auf - eine olala Wehe zwingt mich in der Hocke zu bleiben. Danke Schmetterling! Die hat sicher einiges bewirkt. Die Wehen sind wieder da!
Im Supermarkt blödeln wir herum - ich setzte eine Halloweenmaske auf, Michi macht ein Bild - und bei der Kassa, komm ich kaum zum Zahlen - ich sag der Kassiererin - gleich - ich muss nur eine Wehe veratmen. Die Kassiererin hat das wohl auch selten und schaut ein
Liliths - Weg auf die Welt

bisschen entsetzt.
Wir kaufen uns ein Eis und geniessen es in der Sonne auf einer Bank vor dem Supermarkt. Papa holt uns mit dem Auto
ab - weil zurück schaffen wir es nicht mehr. Michi, die beste von allen, zeigt mir das Bild mit der Maske -ich hab zeitgleich eine Wehe und pinkle mich vor lachen an. Wenn Frau gebärt, darf ihr das nicht peinlich sein. Ich soll mich ja öffnen. Wir lachen drüber.

Geburtsbericht, Seite 9
Liliths - Weg auf die Welt

08.09.2016 18:00
Patricia schaut vorbei um den Fortschritt einzuschätzen. Wir waren im Hintergrund immer in Kontakt per SMS und ich hab mich dadurch sehr sicher gefühlt.
Herztöne sind gut, sie stellt mir nochmals die Frage von in der Früh: Willst du wissen, wie weit der Muttermund schon offen ist? Sie untersucht mich. „5cm“ - mein Geburtskommittee jubelt. Ich hätte mir ein bisschen mehr erwartet - beim ersten Kind ging alles schneller. Dennoch - eindeutig ich bin mitten im Gebären. Das ist schon mal toll! Ich vertraue meinem Kind
und meinem Körper - die
werden schon wissen was
richtig ist. Wir verbleiben so,
wenn die Wehen alle 5 Minuten
da sind, kommt Patricia wieder.
Passt mir gut. Das Geburtskommittee inklusive Kater stösst mit alkoholfreien Bier an. Patricia hat mir
in der Früh gesagt, die Wehen kommen am Abend wieder. Recht hat sie wiedermal.
08.09.2016 19:00
Die Abendstimmung ist fantastisch. Wir gehen vors Haus und
geniessen die Stimmung des
Sonnenuntergangs. Ich veratme ein paar Wehen am Gartenzaun und finde meinen Lieblingsplatz - das offene Esszimmerfenster - an der Fensterbank kann ich mich gut abstützen wenn mich eine Wehe in die Knie zwingt und die Luft ist herrlich kühl. Ich hab sicher einige Jogger und Spaziergeher lustig angeschnauft, die vorbei kamen.

Geburtsbericht, Seite 10
In der Zwischenzeit kommt deine Schwester Emma mit Oma nach Hause - ich habe es Emma immer freigestellt, bei der Geburt dabei zu sein. und an dem Tag meinte sie, ok - ich schlaf nicht bei der Oma - ich bin dabei. Ich freue mich alle meine Lieben bei unserem Fest dabei zu haben. Die Abendsonne scheint zum Fenster rein und mach eine magische Stimmung.
Wir kochen uns Nudeln. Eine letzte Stärkung. Ich spüre es wird ernst. Die Wehen sind rhythmisch und schon ganz heftig und kommen alle 7 Minuten.
08.09.16 20:30
Ich beschliesse in die Badewanne, in meine Geburtshöhle, zu gehen. Ich höre meine Geburtsplaylist und die Affirmationen von „Flow Birthing". Der Kater und die Doula sitzen bei mir. Ich verliere mich das erste mal zwischen die Wehen und bin konzentriert mich zu öffnen. Hier schmerzt es schon ganz schön und die Wehen werden rythmischer. Papa ist mit der Emma im Wohnzimmer und sie schauen „Gilmoregirls“ und meinen belustigt, ein Elch läge im Badezimmer so röhre ich aus der Wanne. Mit einem Wehenabstand von 5 Minuten ruft die Doula die Patricia, an. Es ist so weit. Wir sind mitten in der Geburt. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern.
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Geburtsbericht, Seite 11
Patricia ist da. Sie hört als erstes die Herztöne ab. Die Herztöne von Lilith sind erhöht. Nicht besorgniserregend. Aber ich soll mal raus aus der Wanne. Vielleicht ist das Bad zu heiss. Ich kühle mich an meinem Lieblingsgebärfenster ab. Vertraue ganz darauf - dass alles gut ist. Sie untersucht mich. Muttermund ist gut 8cm offen - nur passen die Schädelnähte nicht. „Sie ist im hohen Gradstand“ mein Patricia fachkundig. „Das heisst, noch nicht im Becken - aber das Köpfchen liegt seitlich. So passt sie nicht durchs Becken.“ Die letzten Wochen der Schwangerschaft hab ich es gespürt. Du liegst nicht richtig im Becken. Ein merkwürdiges Klopfen an der Hüfte und immer wieder hast du versucht ins Becken zu kommen. „Frauen hört auf euren
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08.09.16 21:30

Körper“ denk ich mir ein bisschen wehmütig und schlucke ein wenig. Ohm. Alles wird gut. hab vertrauen. Die Herztöne sind mittlerweile wieder ok. Das beruhigt.
Ich muss turnen, damit du dich drehst. Patricia packt ihr Tragetuch aus. Schüttelt mein Becken. Ich verarmte und verbringe die nächste Stunden mit Turnen. Bein nach oben, auf die Seite. Links, Rechts ... Es ist unlustig - aber alles wird gut. Da bin ich mir sicher. Es

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vergehen turnenderweise gut 2-3 Stunden. Patricia untersucht mich nochmal. Nachdem Du dich nicht normal ins Becken drehst, meint Patricia es gibt einen Grund dafür. Lass uns ins Krankenhaus. Ich stimme zu. In Ruhe packen wir meine Sachen und ich verabschiede mich mit den Worten: „Das wird ein Kaiserschnitt!“ von meiner Tochter und der besten Doula der Welt.
09-09-16 1:45 morgens - 24 Stunden nach Wehenbeginn
Wir fahren durch die niederösterreichische Pampa. Fuck! Die Autobahn ist gesperrt. Ich muss schlucken - Papa gibt Gas. Wir rasen über die B17 nach Mödling. Jede Ampel ist rot und ich denk mir - „na super Ende - die sollen mich bitte aufschneiden in Mödling“. Die Wehen sind unangenehm aber ich kann sie gut veratmen. Es nervt nur, dass ich mich nich bewegen kann im Auto. Liegen fühlt sich nicht gut an.
Um 2:00 kommen wir im Kreissaal an. Ich hasse den Atmosphärenwechsel von chilligem Zuhause zum CTG Kreissaal-Linoleum-Gelb. Patricia hat uns telefonisch angekündigt und ist bei uns. Wie gut das tut. Sie kooperiert hervorragend mit der anderen Hebamme, namens Viktoria, vom Krankenhaus. Beide würden es gerne noch natürlich probieren. Ich habe damit abgeschlossen und verlange einen Kaiserschnitt. Viktoria schlägt den Wehentropf vor. Zum Verstärken der Wehen. Nein! Ich will den nicht! Die Wehen sind schon super stark und kommen alle 2-3 Minuten. Mein Baby verträgt das nicht. Sie hat ihr Tempo. Ich will einen Kaiserschnitt. Ich bin überzeugt es geht nicht anders. Das muss ich mit der Oberärztin besprechen, meint Viktoria. Die ist grad im anderen Kreissaal in einer anderen Geburt beschäftigt. Ich verlange ein Schmerzmittel und bekomme Wehenhemmer und Glukose per Tropf. Ich kann so gut eine Stunde rasten. Dann werden die Wehen so stark. Ich schreie. Helft mir! Schneidet mich auf!
Ich mag den Geburtsschmerz nicht mehr nehmen! Helft mir doch. Ich kann mit den Schmerzen nicht umgehen. Es macht ja eh keinen Sinn - Mein Baby liegt nicht richtig. Ich schreie alle an. Nicht nur aus Schmerzen sondern brülle nach Hilfe. „Schneidet mich auf! Schneidet mich auf! Dein Papa ist schon ein bisschen verzweifelt.
Ich habe zur Geburtsvorbereitung einen Film mit Papa geschaut. „The business of being born", da erzählt eine Hebamme in New York über Geburtsverläufe und das da „the rock“ ist - eine stelle kurz vor der letzten Phase in der viele Frauen sagen - ich kann nicht mehr! Es geht nicht mehr. Ich habe Papa vor der Geburt gebeten mich zu erinnern, dass ich über „the rock“ drüber muss. Er sitzt bei mir am Bett und meint - das ist „the rock“. Ich sage: Du spinnst. Das ist nicht „the rock“. Ich will einen Kaiserschnitt!!!
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Geburtsbericht, Seite 13
Dann habe ich einen Gedanken, den ich nie vergessen werde: Warum habe ich Dich Lilith nennen müssen? Die uns die Extreme in uns zeigt? So eine chillige Geburt und dann ein Kaiserschnittende. Das habe ich davon. Und schon wieder bin ich abergläubisch.
Der Wehenhemmer lässt nach. AUA! Unerträglich. Ich stehe auf, krieche am Boden rum. Papa sagt er geht kurz aufs Klo..Ich halte mich am Bett fest. Stehe auf. Knie nieder. Schreie. Wo bleibt die scheiss Oberärtzin?! Auf einmal, das Fruchtwasser bricht. Es ist ein bisschen Blut dabei. Patricia erkennt das. Kein gutes Zeichen.
Der Schmerz ändert sich plötzlich. Ich lache erleichtert und rufe: Der Kopf! Der Kopf! Der Kopf, er ist im Becken! - Die andere Hebamme will mich untersuchen glaubt mir nicht, ich sage nein. Das Kind kommt. Ich presse jetzt. Keine Untersuchung nötig. Ich spüre das ganz genau.
Ich bin motiviert. Du kommst. Du kommst. Endlich. Ich habe auf einmal Kraft wie ein Elefant für dich! Ich krabble wie wenn es selbstverständlich wäre im Vierfüssler auf das Bett. Papa kommt zurück in den Raum. Er schaut nur komisch - von schneidet mich auf - zu ich presse jetzt sind 3 Minuten vergangen. Ich befehle: Uwe mach Musik! das Kind kommt! Wir brauchen wieder chillige Musik.
Beim 2ten Lied der Playlist ist bist du da. Ich bin erstaunt und kann es nicht glauben: „Mein Kind ist geboren! Es waren grad mal 3 Presswehen und aus dem iPhone schallt es:
„ I open my eyes, each morning I rise
to find the truth I know that is there.
I'm lucky to breathe, I'm lucky to feel, I'm glad to wake up, I'm glad to be here. With all of this world, and all of it's pain, all of it's lies, and all of its let downs...
I still feel a sense of freedom - So glad I'm around.“
Text: Soja. Open my eyes
Liliths - Weg auf die Welt

Geburtsbericht, Seite 14
Die Hebammen und die Oberärztin haben mich toll angewiesen und ich bin nicht gerissen oder verletzt.
Da liegt mein Kind zwischen meinen Beinen. Wohlduftend & Warm. Noch vor 10 Minuten habe ich geschrien, schneidet mich auf! Und jetzt bist du da. Surreal ist das. Du schaust mich einfach nur an. Du weinst nicht. Du schaust einfach nur. Es war immer ausgemacht,
dass Papa dich als erstes hochnehmen darf und mir auf den Bauch legen. Aber das geht nicht. Die Nabelschnur ist zu kurz. Das war auch der Grund warum du nicht gleich ins Becken gerutscht ist. Du hast die Plazenta teilweise ablösen müssen um rauszukommen. Wie gut du das gemacht hat, Ich bin so stolz auf meinen Körper und auf Dich. Mein Vertrauen - hat sich ausgezahlt. Ich gebäre die Plazenta. Herrlich weich ist sie. Ja, bitte einpacken zum Mitnehmen. Du kommst auf meine Brust und saugst dann 2h wie verrückt - als müsstest du mir erzählen - wie du diesen Auftritt auf die Welt geplant hat.
Ich bin glücklich.
Nach 4 Stunden Kreissaal fahren wir heim. Überglücklich wirst Du von deiner Schwester und der Doula willkommen geheissen.
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Geburtsbericht, Seite 15
Rückwirkend, habe ich viele Gedanken über diese Geburt. Die lange Eröffnungsphase hast du gebraucht, da sich der Muttermund ohne Druck vom Köpfchen öffnen musste, du konntest ja nicht absinken ohne die Plazenta mitzunehmen. Du wusstest es die ganze Zeit. Ich auch.
Dein Leben beginnt.
Ich werde immer ein Elefant für dich sein und Dir vertrauen.
Du hast dein Tempo, wenn wir in diesem Takt tanzen - wird immer alles gut sein. Versprochen.
Danke an Papa, Michi und Patricia für eine unvergessliche Geburtsparty mit happy End.
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Geburtsbericht, Seite 16