Flora
Unsere Geburt
9 Monate lang mussten Dein Papa und ich auf Dich warten. Am Samstag, den 5. März 2017 ging es dann um 23.30 Uhr los.
Ich lag im Bett und hatte plötzlich irrsinnige Bauchkrämpfe und den Drang auf ́s WC zu gehen. Also ging ich auf ́s Klo und danach wieder ins Bett. Anfangs glaubte ich, dass ich einfach nur Bauchschmerzen hatte, da Deine große Schwester Chiara und Dein Papa am Vorabend auch über Bauchschmerzen und Durchfall klagten. Um 0.00 Uhr musste ich schon wieder auf ́s Klo mit starkem Bauchstechen. Nun weckte ich Deinen Papa auf, der neben mir im Bett genüsslich schnarchte. Ich fragte ihn, was er von meinen Bauchschmerzen hielt. Er meinte sofort, dass das Wehen seien und holte sein Handy, um die Länge der Wehenpausen zu stoppen. Es waren nur knapp über zwei Minuten!
Jetzt war mir klar, dass das keine normalen Bauchschmerzen waren, sondern dass Du endlich aus meinem Bauch heraus wolltest. Da erst nächstes Wochenende Vollmond angesagt war, hatte ich überhaupt nicht mit Wehen gerechnet.
Deinem Papa und mir war nun klar, dass diese Geburt sehr rasch gehen würde, da die Wehenpausen von Beginn an extrem kurz waren! In Windeseile packte ich die Sachen für Chiara und Sarah zusammen, da sie von Deinem Papa zu Caroline geführt wurden, um dort in Ruhe zu schlafen.
Zum Glück war Eros bei Oma und Opa in Katzelsdorf und musste diesmal nicht so wie bei Sarahs Geburt auf die Abholung warten.
Ich rief Carolines Mutter an, dass die Geburt im Gange war und Chiara mit Sarah bald kommen würde. Danach telefonierte ich mit unserer Hebamme Patricia. Diese war ganz schnell bei ihrem Handy und sagte, dass sie gleich losfahre.
Dein Papa und ich bereiteten das Wohnzimmer für die Geburt vor. Ich legte unsere Geburtsmusik auf – die gleiche CD wie bei Sarahs Geburt – und zündete zwei Bienenwachskerzen am Wohnzimmer- fensterbrett an. Die Salzlampe leuchtete in einem angenehmen Orangeton. Dein Papa schob den Glastisch zur Seite und legte eine riesige Picknickdecke, eine große Decke und zwei Leintücher auf den Boden. Dann holte ich den Peziball. Bei jeder Wehe drückte ich in Bankstellung mit meiner ganzen Kraft gegen den Ball. Dein Papa saß auf der Couch, hielt meine Hand und streichelte mich.
Als die Hebamme um ca. 0.45 Uhr kam, brachte Dein Papa Chiara und Sarah mit dem Auto schnell zu Caroline. Patricia begleitete mich durch jede Wehe. Die Schmerzen waren von Anfang an sehr stark, da der Abstand zwischen den Wehen von Beginn an sehr kurz war.
Dein Papa war zum Glück sehr schnell wieder bei mir, setzte sich wieder auf die Couch, und ich konnte mich wieder bei jedem Schmerz an ihm festhalten. In den Wehenpausen streichelte er mich, redete mir positive Worte zu und gab mir Wasser zu trinken. Dann musste er Kaffee kochen, da Patricia diesen für meinen Damm benötigte. Sie benetzte eine Stoffwindel mit warmen Kaffee und hielt diese auf meinen Damm, damit das Gewebe elastischer wurde, da Du jetzt bald zur Welt kommen würdest.
Ich hatte irrsinnige starke Schmerzen. Auch in den Wehenpausen fühlte es sich an, als würde ich bei meiner Scheide zerreißen. Unsere Hebamme meinte, Dein Kopf liegt schon so tief in meinem Beckenboden und die Fruchtblase ist auch noch ganz. Deshalb hatte
ich so einen enorm starken Druck da unten. Ich wollte, dass Du bei der nächsten Wehe zur Welt kommst. Und das schafften wir auch.
Mit ganz viel Pressen warst du plötzlich da – um 1.32 Uhr – nach nur zwei Stunden! Hebamme Patricia fing Dich mit ihren Armen auf und wickelte Dich in warme, im Ofen vorgewärmte orange/rote Hand- tücher und weiße Stoffwindeln. So legte Dich Patricia sanft in meine Arme. Die Nabelschnur pulsierte noch.
Dann fragte uns unsere Hebamme, ob wir nachsehen wollen, ob Du ein Mädchen oder ein Bub bist. Wir waren alle so aufgeregt und überrascht, dass die Geburt so heftig und so schnell vor sich ging, dass wir gar nicht geschaut hatten, ob Du eine Flora oder ein Florian bist. Vorsichtig schob Patricia das Handtuch zur Seite, und ich konnte erkennen, dass ich eine Flora zur Welt gebracht hatte.
Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, durchtrennte sie Dein Papa. Ich legte mich mit Dir auf die Couch und Du durftest Deine ersten Saugversuche an meiner Brust machen. Ich hatte ziemliche Schmerzen beim Stillen, da dies meine Brustwarzen nicht mehr gewohnt waren. Aber im Vergleich zu den Wehen und zur Geburt waren diese Art von Schmerzen sehr erträglich.
Nachdem Dein erster Hunger gestillt war, nahm Dich Dein Papa in seine Arme. Patricia gab mir ein schmerzstillendes Medikament wegen den Nachwehen, da diese schon bei Sarahs Geburt sehr heftig waren. Irgendwie wollte die Plazenta nicht aus mir herauskommen. Die Hebamme holte den Gebärhocker aus ihrem Auto. Ich setzte mich also auf diesen Gebärhocker und presste stark mit jeder Nachwehe mit, doch es kam nichts. Das ging noch einige Zeit so dahin, bis schließlich nach eineinhalb Stunden nach Deiner Geburt endlich die Nachgeburt aus mir heraußen war.
Jetzt durfte Dein Papa Deinen ersten Stuhl – Mekonium (Kindspech)
– entfernen. Als er damit fertig war und Du in frischen, warmen Handtüchern gewickelt warst, hatte Dein Papa nur wenige Sekunden Zeit, durchzuschnaufen. Denn Deine nächste Ladung Stuhl füllten die Handtücher wieder komplett an. Nochmals durfte Papa alles reinigen.
Nun durfte ich Dich wieder in meine Arme schließen und Du saugtest genüsslich an meiner Brust. Ich war überglücklich, Dich endlich in meinen Armen zu halten – FLORA – so süß, so klein, so zerbrechlich und sooo lange, kleine Zehen!!!
Ich war sehr froh, dass die gesamte Geburt diesmal viel kürzer gedauert hat – nur zwei Stunden (mit der Nachgeburt insgesamt dreieinhalb Stunden) – als bei Chiara und Sarah (jeweils sechs bis sieben Stunden).
Ich bin sehr dankbar, dass ich auch diesmal wieder – wie auch bei Sarah – eine Hausgeburt erleben durfte!
Mit unserem gemeinsamen „JA“ haben wir es geschafft – Flora, Mama und Papa! - Und unsere liebe Hebamme Patricia, die die ganze Zeit viel Geduld mit mir hatte. Danke Patricia!
Flora, wir lieben Dich!